Stromversorgung im Camper

Damit Nachts nicht das Licht ausgeht und kühle Getränke stets garantiert sind, haben wir eine umfangreiche Stromversorgung im Camper. 280 Ah Lifepo Batterie, Ladebooster, Ladegerät und ein 230 v Wechselrichter inkl. Absicherung.

Haftungsausschluss: Alle beschriebenen Hinweise, Vorgehensweisen und Ausführungen dienen ausschließlich unseren Dokumentationszwecken. Wir übernehmen keine Haftung oder Gewährleistung für entstandene Schäden.

Es folgt Fachchinesisch und Elektronerdgeschreibsel(nicht die Mucke).

Lifepo Batterie

Wir wollen zeitweise autark unterwegs sein daher haben wir uns dazu entschieden eine umfangreiche Stromversorgung im Camper zu installieren. Als Basis dient eine Lifepo 280 Ah Batterie welche als Bausatz inkl. Batteriemanagementsystem (BMS) kam und selbst zusammengesetzt und konfiguriert werden musste. Dank umfangreicher Anleitung war das überhaupt kein Problem und in 45 Minuten erledigt. Dabei muss man unbedingt auf isoliertes Werkzeug achten, denn es müssen Muttern mit Maulschüsseln angezogen werden und die Gefahr eine Brücke zwischen Plus und Minus zu schließen, mit drastischen Folgen, ist relativ hoch.

Lifepo Bausatz
Lifepo Bausatz mit BMS

Das BMS dient als „Kontrolleinheit“ der Batterie. Es überwacht jede einzelne Zelle(hier vier), kümmert sich darum, diese in Balance zu halten, achtet darauf, dass die Batterie nie überladen oder zu leer wird. Außerdem gibt es eine praktische App, mit der man jederzeit den Ladestand, Temperaturen, abgerufene Leistung etc. einsehen kann. Ein BMS ist bei einer Lithiumbatterie dieser Größe unerlässlich.

Ich habe die 24kg schwere Batterie auf einer Siebdruckplatte, mit Winkeln und Gummi beschichteten Stahlbändern befestigt. Diese Platte habe ich anschließend mit dem Fahrzeugboden verschraubt.

Ladebooster

Darauf hin haben wir den Ladebooster installiert. Wir haben uns für den Victron Orion Smart 30A 12V entschieden, welcher mit der im Ducato(Euro6) verbauten intelligenten Lichtmaschine klarkommt. Hier ist kein D+ notwendig. Der Ladebooster speist über eine ANL-Sicherung in die Batterie ein, wenn der Motor läuft und die Lichtmaschine genügend Strom liefert. Dabei und bei allen restlichen Themen ist unbedingt auf den korrekten Kabelquerschnitt zu achten, welcher von der Spannung, der Leistung und der Kabellänge abhängt. Bei uns sind das hier z. B. 16 qmm. Der Orion Smart kühlt sich passiv, daher muss er zwingend vertikal angebracht werden.

Den Ladebooster muss man anschließend noch per App korrekt konfigurieren, damit nicht unbeabsichtigter weise die Starterbatterie leer gezogen wird.

UPDATE: Hier mussten wir etwas nacharbeiten aufgrund der intelligenten Lichtmaschine.

Ladegerät (Landstrom Einspeisung)

Als Nächstes stand eine CEE Steckdose und das Ladegerät für den Landstrom an, also die Einspeisung von der Steckdose z. B. Zuhause oder auf Stellplätzen. 

Hier gleich mal der erste Fail. Zuerst wollte ich den Victron Multiplus 1200 verbauen, eine Kombination auf Ladegerät, Wechselrichter mit ganz netten Nebenfeatures wie einer automatischen Umschaltung von Batterie auf Landstrom sobald verfügbar. Das Gerät war aber sehr laut und hat eine unglaubliche Hitze produziert. Das ging also wieder zurück. Wie ich später erfahren habe, war unser Gerät leider defekt. Wir haben uns darauf hin aber dafür entschieden, stattdessen zwei separate Geräte zu verbauen.

CEE Steckdose

Die CEE Steckdose wurde genau so installiert wie der Wassertankstutzen. Die Kabel aus der CEE Steckdose münden direkt in einen Sicherungskasten mit einem FI/LS Schutzschalter. Dieser ist dringend zu empfehlen, denn trotz CEE Stecker ist nicht immer eine polungssichere Versorgung garantiert. Ein FI/LS Schutzschalter schützt einen davor, da sowohl Neutralleiter als auch die Phase abgesichert werden. Der Schutzleiter kommt an die im Sicherungskasten befindliche Sammelschiene und davon ausgehend an die Fahrzeugmasse. Ausgehend vom Sicherungskasten gehts direkt ins Ladegerät (Victron Phoenix Smart IP43 Ladegerät) und davon über eine Sicherung an die Batterie. Zusätzlich wird das Gehäuse mit der Masse verbunden. Das Ladegerät wird passiv gekühlt und muss daher vertikal angebracht werden, außerdem muss per App die Batterie korrekt konfiguriert werden.

Wechselrichter

Wir brauchen des Öfteren mal unkompliziert „normalen“ Wechselstrom. Klar einen Laptop kann man auch mit 12v laden, sofern man das korrekte Ladegerät besitzt, auch gibt es 12v Reiseföhns und sämtlichen Schnickschnack. Das Problem dabei ist, das sind immer Speziallösungen. Solche Geräte findet man nicht mal eben im nächsten Elektroshop. Außerdem gibt es den Plan einen Wasserboiler für warmes Wasser zu installieren und die 12v Geräte haben nicht genügend Leistung.

Da mit zunehmender Leistung die Wechselrichter teurer und größer werden, haben wir uns dazu entschieden ein Gerät mit 1000 Watt Leistung, und zwar den Victron Phoenix 1200VA Wechselrichter. Das reicht zwar nicht für einen starken Wasserkocher oder Heizlüfter, sollte aber in den meisten Fällen ausreichen.

Die Verkabelung ist hier tatsächlich sehr speziell und relativ kompliziert. Hier kommt auch noch dazu, dass ein Fahrzeug in der Regel keine echte „Erdung“ besitzt. Ich habe mich daher intensiv in das Thema einlesen und nach Rückfragen von Profis die korrekte und sichere Verkabelung gefunden. Da der Victron Phoenix potentialgetrennt (auch Galvanische Trennung genannt) ist, kann man den ausgehenden Schutzleiter mit dem Neutralleiter verbinden und anschließend damit in den FI/LS Schutzschalter gehen. Außerdem wird der Schutzleiter mit der im Sicherungskasten verbauten Sammelschiene (verbunden mit Fahrzeugmasse und Schutzleiter von CEE Steckdose). Die ausgehenden Leitungen der Sicherung kann nun mit 230v Steckdose im Fahrzeug parallel verbunden werden.

Nochmal zur Sicherheit: Das ist nur möglich, da der Wechselrichter potentialgetrennt ist, was die meisten günstigeren Wechselrichter nicht sind.

Da immense Leistungen übers Gleichstromnetz fließen mussten entsprechen dicke und möglichst kurze 35 qmm Kabel her.

Batterie und Stromsetup von vorne
Batterie und Stromsetup von vorne
Stromsetup Ladebooster Sicherungskasten Wechselrichter Ladegerät
Stromsetup von oben
Schaltplan im Camper
Schaltplan im Camper

Positiver Nebeneffekt des Wechselrichters: Ich kann nun auch Sonntags die lauten Maschinen wie Stich- und Kreissäge auspacken, denn im Prinzip wird unser Baloo damit zur mobilen Werkstatt. Einfach alles einpacken und ab ins Nirgendwo.

Sicherheit und Informationen zur Stromversorgung im Camper

Das ganze Thema der Elektrizität ist nicht ungefährlich und kann zu großen Gefahren und immensen Kosten führen, sofern man hier nicht weiß, was man tut und alle Schritte korrekt ausführt. Daher sollte man davon die Finger lassen, sofern man sich das nicht zutraut und sich maximal vorher informiert. Hier gibt es keinen Spielraum für Fehler!

Mega und ANL Sicherungen

Wichtige Informationsquellen dazu sind zu aller erst die Datenblätter der Hersteller, hier findet man Informationen über die notwendige Absicherung, Kabelquerschnitte und verschiedene Möglichkeiten der Verkabelung. Wenn es um Camper-Spezialthemen geht wie CEE-Steckdosen, FI/LS Schutzschalter, Potentialtrennung im 230v Bordnetz geht wird es schon schwieriger. Es gibt Bücher dazu, aber diese sind teilweise viel zu umfangreich. Ich habe mich speziell für das Potentialausgleichsthema der 230v Absicherung mittels FI/LS Schutzschalter online an Experten gewandt, da dies definitiv meine Fähigkeiten und Wissen übersteigt. Schönen Gruß an Matthias, der nicht nur mein Namensvetter ist, sondern mir wirklich super geholfen hat alles richtigzumachen.

Alle Verbindungen sollten über die notwendigen Sicherungen abgesichert werden. Wie in obigem Bild zu sehen kommt von links durch das Loch ein Kabel vom Batterietrennschalter zu einer Mega Sicherung. Der Batterietrennschalter ist sehr zu empfehlen, da man mit einem Dreh ohne Werkzeug die Batterie am Pluspol komplett abtrennen kann. Ist erstmal ein Sicherheitsthema, andererseits macht es die späteren Elektroarbeiten unglaublich angenehm, wenn man weiß, dass man den Strom vorher super einfach komplett abschalten kann. Ausgehend von der größten Sicherung gehts zu einem Sicherungsverteiler für alle starken Lieferanten und Verbraucher. Das Verbindungskabel ist fälschlicherweise schwarz, es war leider kein rotes mehr über.

Reicht die Stromversorgung?

Das hängt stark vom Nutzungsverhalten ab, dazu können wir aktuell noch keine qualifizierte Aussage treffen. Es kommt auf jeden Fall noch eine dicke Solaranlage aufs Dach, denn nur mit Ladebooster hält sich die Autarkie in Grenzen, sofern man nicht täglich viele Kilometer fährt.

Mit voller Batterie sollte die Stromversorgung im Camper aber aktuell auch ohne zu laden mehrere Tage für Kühlschrank, Wasserpumpe, Beleuchtung, Handys und Laptop reichen. Am Wochenende gehts auf ein Festival, da werden die ersten Erfahrungen gesammelt.


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